Die sinnleeren Schubladen der FH Joanneum
Kategorisierung hilft dabei den Überblick zu bewahren. Allerdings nur, wenn sie auch richtig passiert.
Ein Quiz:
Ordnen Sie den Begriff “Journalismus und Unternehmenskommunikation” einer der beiden Kategorien zu:
- A.) Internationale Wirtschaft
B.) Information, Design und Technologien
Die kursive Hervorhebung stammt von mir, soll Sie aber nicht in Ihrem Entscheidungsprozess beeinflussen. Sie werden mir sicher zustimmen (Achtung, Ironie): Die Antwort ist ganz klar “A.”. “Journalismus und Unternehmenskommunikation” gehört in eine Schublade, in der auch Begriffe zu finden sind wie “Bank- und Versicherungswirtschaft” oder “International Management”. Auf keinen Fall sollte man “Journalismus und Unternehmenskommunikation” mit einem Begriff wie “Information” in Verbindung bringen. Wo kämen wir denn da hin. Journalismus und Information: Selten so gelacht. (Achtung, Ironie Ende)
Was vor einigen Monaten schon einmal als böser Geist über dem Studiengang, an dem ich studiere, schwebte, ist nun wirklich wahr geworden: An der FH Joanneum ist “Journalismus und Unternehmenskommunkation” nun Teil des Fachbereichs “Internationale Wirtschaft”. Endgültig hat man den Studiengang nun abgetrennt von den anderen Medien- und Designstudiengängen. Nach der großen Diskussion um das neue/alte Standortkonzept hatte ich gedacht, dass auch diese sinnleere Schubladisierung endlich vom Tisch ist. Leider falsch gedacht. Die möglichen Konsequenzen für diese Entscheidung beschreibt mein Studienkollege Michael vom Jahrgang ’05 hier. Danke auch an Heinz für den Hinweis.
Ein PR-Desaster wie vor einem Monat hat die FH Joanneum wohl diesmal vermieden. Sehr still und ohne Pressemeldung wurde diese neue Un-Kategorisierung vorgenommen. In den Redaktionen und PR-Stellen dieses Landes wird man sich ein Belächeln wohl aber nicht verkneifen können. Mir ist zum Lachen nicht wirklich zumute.
Oct 10, 2007 @ 07:27:30
Abgesehen davon, dass mir nicht klar ist, wo das Problem sein soll und abgesehen davon, dass allen kategorialen Zuordnungen ihr eigener Widerspruch immanent ist, sehe ich nichts Falsches an der Einordnung des Studienganges JUK in die Schublade A. Formal und oberflächlich gesehen, ist “Information” per se zu unspezifisch, als dass man den Begriff automatisch und vorzugsweise mit der spezifischen Bedeutung verknüpfen würde (oder müsste), die er in der medialen Kommunikation und den Public Relations hat. In diesem Fall – im Kontext mit Design und Tehnologien – gehe ich sogar soweit zu sagen, dass mit Information eben nicht dialogiche Beziehungskommunikation assoziiert wird. Dagegen ist Unternehmenskommunikation sowohl eine Funktion der Wirtschaft und des Management, wenn auch nicht ausschließlich.
Aus dieser Perspektive ist die Zuordnung meiner Meinung nach weder richtig noch falsch; sie ist ohne Einsicht in den Kontext (wie passen die Inhalte des Studienganges zu jenen der anderen Lehrgänge in derselben Schublade) überhaupt nicht “richtig” zu treffen.
In Summe ist es aber eine Mücke=>Elefant Geschichte. Aufschluss würde eine Befragung der potenziellen Anspruchsgruppe geben, in welcher Schublade sie nach dem Studiengang suchen würden.
Oct 10, 2007 @ 11:19:19
Welche Probleme und welchen Nutzen diese neue Strukturierung haben wird, werde ich als aktiver Student wohl nur mehr marginal miterleben. Dennoch wird es mich betreffen, wenn ich mich später einmal um einen Job bewerbe.
In den vergangenen drei Jahren, die ich an der FH Joanneum studiert habe, konnte ich einen Einblick gewinnen, welche Inhalte auch an Nachbarstudiengängen gelehrt wurden. Ich habe Freunde sowohl bei “Informationsdesign” als auch bei “Management internationaler Geschäftsprozesse”. Mit “Informationsdesign” gab es von Anfang an ungleich mehr Parallelen: in vielen Fällen dieselben Lehrenden, dieselben Lehrveranstaltungen (mit denselben Inhalten), dasselbe Haus, dieselbe technische Infrastruktur, gemeinsame Projekte… etc.
Die neue Kategorie heißt “Internationales Management”, nicht Management allein. Potentielle Studierende werden auch “Unternehmenskommunikation” (von “Journalismus” ganz zu schweigen) wohl erst nach längerem Nachdenken mit “Internationalem Management” assozieren – wenn überhaupt.
Zum Abschluss noch Off-Topic: Herr Pirchner, ich habe eben erst wieder die Literaturliste aus dem Online-PR-Workshop im vergangenen Jahr durchgesehen. Sehr nützlich, vielen Dank dafür.
Oct 11, 2007 @ 08:54:56
Geh seids doch froh. Was sollen die Sozialarbeiter sagen? Die sind mit Architektur und Projektmanagement, Bauplanung und Bauwirtschaft, Infrastrukturwirtschaft sowie Baumanagement und Ingenieurbau in einem Fachbereich. Gegensätze ziehen sich an.